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Die Mühlen des Amtes Friedland

Dr. Gerhard Krüger - Aus der Vergangenheit des Ordensamt Friedland Niederlausitz - 1937

Die Oelsemühle

Die Walckemühle

Die Janckemühle

Die Klingemühle

Die Zunftregeln der Friedländer Müllerinnung

Die Voigtsmühle - Lehrer August Hänseler 1934/L.-B. Knöfel 2001

Die Wuggelmühle - Lehrer August Hänseler 1934/L.-B. Knöfel 2201

 

Lustig klapperte hinter dem Schloß zu Friedland die Amts-Dammühle, die aus dem großen See (Mühlenteich) mit Wasser gespeist wurde. Schon das Friedländer Urbanium von 1406 erwähnt sie. Jährlich entrichtete der Müller 30 Groschen Abgabe an das Stadtsäckel. Außerdem musste er alle Steuern wie ein Bürger zahlen. Damals waren die Bürger der Stadt nicht gezwungen, bei ihm mahlen zu lassen. Sie hatten vielmehr die Auswahl zwischen drei Mühlen in der näheren Umgebung.


Nach dem Dreißigjährigen Kriege aber waren sowohl die Einwohner von Leißnitz und Zeust als auch die Friedländer Bürger der Stadt per Amtserlass verpflichtet, ihr Getreide zuerst in die Dammühle zu fahren. Nur wenn es hier nicht innerhalb von 3 Tagen gemahlen werden konnte, durfte es in die Wuggelmühle gebracht werden. Der erste namentlich bekannte Erbpächter der Dammühle war Michael Wentz, der 1670 zu Friedland getraut wurde.


Der Dammüller versah auch die Windmühle auf dem Leißnitzer Feld. Als diese 1687 abbrannte, kaufte der Müller Johann Hennig sie und die Dammühle vom Amte für 250 Taler ab. Von der Zeit an behielt sich das Amt nur noch die Gerichtsbarkeit über die beiden Mühlen vor. Durch Heirat gingen die beiden Mühlen in den Besitz der Familie Lehmann über. 1866 verkaufte Karl Lehmann die Stauberechtigung der Dammühle für das Fließ für 2.300 Taler an die neugebildete Fließgenossenschaft. Seit dieser Zeit ruhen hier die Mühlenräder. Nur der Name "Gasthof zu Dammühle" erinnert noch heute daran, daß hier einst fröhlich das Mühlwerk einer Wassermühle klapperte.


Die Wuggelmühle war von jeher Privatbesitz. Hier mussten die Einwohner von Günthersdorf, Lindow und Zeust ihr Getreide mahlen lassen. 1406 wird diese Mühle als "Paddenmühle" erwähnt, 1542 als "Ugelmühle" und 1620 nennt sie ein Schriftstück "die Hügelmühle".

 

Das Wasser eines schmalen Fließes trieb von jeher die Mühlenräder. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Werk so stark beschädigt, dass das Amt dem Müller Martin Hönigk 29 Taler zum Wiederaufbau beisteuerte. Von der Geschichte der Wuggelmühle weiß August Hänseler im Lübbener Kreiskalender von 1934 noch folgendes zu erzählen. "Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, am 3. März 1644, wurde in Niewisch des Meisters Jacob Biglizes aus der Wuggelmühle Söhnlein, so ansonsten nach Friedland gehörig, aber wegen der Unsicherheit sich zu Möllen aufhaltend, getauft". Zwei Jahre später scheint die Sicherheit wiedergekehrt zu sein, denn 1646 lässt er in Friedland eine Tochter taufen. 1452 ist in Friedland Gottfried Henning, der Wuggelmüller, Pate. Diese Familie blieb rund 200 Jahre im Besitz der Mühle 1836 ist darauf ein Mühlenmeister Jacky. 1875 erwarb sie Friedrich Witte. Als Besitzer wird ab 1885 eine Familie Hensel genannt, der seit 1890 neben der Mühle mehrere Karpfenteiche anlegte.

 

Die Oelsener Mühlenach oben

Eine der ältesten Mühlen im Ordensamt, die heute noch arbeitet, ist die Oelsener Mühle. Auch sie wird schon im Friedländer Stadtbuch von 1406 erwähnt. Schon damals war dort eine wichtige Zollstelle, wo die schwerbeladenen Frachtwagen, die von Polen, Sachsen und Cottbus ihre Wagen in die Hansestadt Frankfurt (Oder) brachten, eine Abgabe zu entrichten hatten. Wer innerhalb 8 Tagen auf dem Rückweg abermals die Oelsener Mühle passierte war ein zweites Mal frei von Abgaben. Ein Viertel des Zollgeldes gebührte dem Oelsener Müller, den Rest musste er an das Amt abliefern.

 

In der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges brannten die Schweden die Mühle nieder. Der Müller Behrsdorf kaufte die wüste Stelle vom Amt für 66 Taler und brachte die Mühle langsam wieder in Gang. Bald darauf vertrieben herumstreifende Soldaten ihn und seine Familie. Als im Herbst 1643 die schwedische Armee Torstenson's bei Fürstenberg an der Oder lag, fanden sich einzelne Abteilungen auch in Oelsen ein. Von der Mühle holten sie den gesamten Getreidevorrat ab und ließen das Wasser aus dem See ab, so dass die Mühle wieder einmal für längere Zeit still stehen musste.

 

Ende 1643 nahm eine Abteilung Schweden, die die Leichen gefallener Landsleute begleitete, ihren Weg durch Oelsen. Sie machten in der Mühle halt und schlugen ihre Einrichtung kurz und klein. Mit Mühe und Not rettete der Müller und die Seinen ihr Leben. Da die Dörfer der Umgebung jahrelang von allen Bewohnern verlassen waren, geriet der Müller in äußerste wirtschaftliche Bedrängnis. Nach dem Amtsbuch mussten die Einwohner von Grunow, Oelsen und Reudnitz ihr Korn auf der Oelsener Mühle mahlen lassen. Dem Müller gebührte freies Brennholz aus der herrschaftlichen Heide, sowie ein Baum für einen Fischerkahn. Da das Amt dem Müller das versprochene Holz nicht geben wollte, beschwerte sich dieser bei dem Herrenmeister im Stile der damaligen Zeit: "Dieses reizte und machet, daß ich mich erdreisten muß, eure kgl. Hoheit fußfüllig darum anzutreten". 1683 erreichte Behrsdorf ein neues Mühlengebäude und verkaufte bald darauf das Besitztum an Gottfried Krause.


Im 18. Jahrhundert erwarb Christian Zeidler, der Sohn des Tschernsdorfer Müllers die Oelsener Mühle.

 

Während des Siebenjährigen Krieges zogen oftmals Truppen die große Frankfurter Landstraße entlang. Im Herbst 1759 lagerte eine große russische Armee bei Oelsen. Ihren schweren Geschützen hielt der Mühlendamm nicht stand. Für die russische Infanterie wurden fünf Übergänge über das Fließ gebaut. Balken und Bretter rissen die Soldaten einfach vom Mühlengebäude los. Nach Abzug der Russen befand sich die Mühle in einem erbärmlichen Zustand. Kaum hatte der Müller alles notdürftig ausgebessert, da kamen 1760 preußische Truppen durchgezogen, die den Damm wieder aufrissen. Der Müller beklagte auch den Verlust seines Fischzeuges, das die Soldaten mitgenommen hatten. Als Johann Friedrich Zeidler nach dem Tode seines Vaters 1784 das Erbe antrat, war er arg verschuldet. Beim Übergang des Ordensamtes 1811 an Preußen, saß er noch als Müller auf der Mühle.

Die Walkemühle nach oben

Der fast unerschöpfliche Reichtum an Holz im Ordensamt legte schon frühzeitig den Gedanken nahe auch eine Schneidemühle zu errichten. 1618 befahl der Herrenmeister dem Hauptmann zu Friedland, den günstigsten Ort für die Anlage eines Unternehmens zu erkunden. Hauptmann Normann schlug einen Fleck an der Schlaube, in der Nähe der zum Stift Neuzelle gehörenden Kieselwitzer Mühle vor. Der Abt hatte grundsätzlich nichts gegen den Bau einer "Brettmühle" einzuwenden. Er machte aber zur Bedingung, das der Kieselwitzer Müller die Mühle in Erbpacht erhalten sollte. Hierauf wollte aber das Ordensamt nicht eingehen, da der Bruder des Müllers dem Amte schon weidlich mit Wilddieberei und Holzdiebstahl zu schaffen gemacht hatte. Man entschied sich lieber am kleinen Fließ zu bauen, das aus dem Chossewitzer See kam und in den Oelsener See mündete. An dieser Stelle hatte früher eine Mahlmühle die Janckemühle gestanden, die inzwischen ein paar Büchsenschüsse weiter hinauf gesetzt worden war. Der Mühlendamm und die Pfähle waren noch vorhanden. Als nun aber das Ordensamt mit der Arbeit begann, ließ der Beeskower Hauptmann Gerhard von Alvensleben den Teichgräber davonjagen. Er behauptete der Grund und Boden gehöre dem Dorfe Groß Briesen, das ja brandenburgische Enklave war. Obwohl das Holz zum Richten schon bereit lag, ruhte der Bau wegen der Streitigkeiten für ein Jahr. Der Ordensmeister Markgraf Johann Georg wandte sich persönlich in einem Schreiben an den Kurfürsten von Brandenburg. Er bat den streitigen Fleck durch eine gemeinschaftliche Kommission beseitigen zu lassen. Das Ergebnis war für den Orden günstig, so dass im Laufe des Jahres 1620 die Schneidemühle errichtet werden konnte.

 

Als während des Dreißigjährigen Krieges der schwedische General Torstenson sein großes Feldlager im Stift Neuzelle errichtete stahlen sie sämtliche Dielen- und Schalbretter aus der Schneidemühle. Neue Stämme konnten wegen der herumstreifenden schwedischen Söldner nicht herbei geschafft werden.

 

1654 mietete das Amt die Kieselwitzer Schneidemühle auf drei Jahre, um Bretter für die vielen Bauten im Amte zu erhalten. Dies lässt uns vermuten, das die eigene Schneidemühle während der letzten Kriegsjahre verwüstet worden ist. Aus starken Kiefernstämmen wurden hauptsächlich Dielen geschnitten, die auf dem Wasserweg über Beeskow nach Berlin geschafft wurden. Dort kamen sie auf dem Salzhof zum Verkauf. Da die Bretter Eigentum des Herrenmeisters waren passierten sie zollfrei. In der Schneidemühle selbst durften die Bretter nur an Amtsuntertanen verkauft werden. Holz stand damals niedrig im Preis; daher erzielte das Amt aus der Schneidemühle keine großen Einnahmen.

 

Um 1700 wurden jährlich etwa 60 Schock Dielen geschnitten. 1707 erhielt Thomas Wilke, der Pächter des Vorwerkes Weichensdorf, die Schneidemühle in Erbpacht. Da er aber das versprochene Erbstandsgeld nicht entrichtete, gab man 1712 die Mühle an Christoph Kegeler aus Berlin in Erbpacht. Für die Fichtenstämme zahlte er 4 Groschen, für die Eichen 3 - 4 Groschen das Stück an das Amt. Bis zum Jahr 1758 wechselte der Pächter mehrmals. Unter dem Pächter Georg Reitsch wurde das Unternehmen durch eine Ölpresse und eine Grützmühle erweitert.


Hofrat Lesemann und Hofmauermeister Naumann, die die Pacht gemeinsam übernahmen, wollten das Holz für die vielen Neubauten nutzen, die damals in Berlin ausgeführt wurden. Der leidige Zoll machte aber bald den Brettertransport nach Berlin unmöglich. So forderten die Zollpächter in Beeskow plötzlich 2 Groschen und 6 Pfennige für das Schock Bretter. In Fürstenwalde setzte man den Zoll auf das Doppelte herauf und zum Überfluss war noch ein neuer Zoll in Köpenick von 3 Groschen für das Schock zu entrichten. Da sich bald kein Pächter mehr für das nicht lohnende Unternahmen fand, musste das Ordensamt die Mühle von 1768 wieder selbst in Verwaltung übernehmen.


Das Aufstellen der Bretter bei der Schneidemühle und die Fuhren bis zum Verladeplatz hatten von jeher die Chossewitzer Untertanen zu verrichten gegen einen Tagelohn von 9 Pfennigen. Nur kräftige Männer taugten für die schwere Arbeit. Als es nun dem Amt gelang, den Absatz wieder zu heben, benötigte man weitere Hilfskräfte. Der Amtmann Hubert befahl daher die Untertanen der Dörfer Grunow, Mixdorf, und Dammendorf im Jahre 1767, die "Dienste und Fuhren bei der Schneidemühle bei Zuchthausstrafe so zu tun, wie sie solche seit 1768 getan haben". Durch Pfändungen und Zwangseinquartierungen hielt man die Widerstrebenden an, die verlangten Arbeiten zu verrichten, da sie dem Amt zu jedem geforderten Dienst verpflichtet wären. Zwei Jahre später weigerten sich die drei Dörfer wiederum die schwere Arbeit zu leisten. Da wurden um Weihnachten 4 Friedländer Bürger als Zwangseinquartierung nach Grunow gelegt, denen täglich je 8 Groschen gezahlt werden mussten. Auch Mixdorf und Dammendorf erhielten am 29. Dezember je einen Mann zur Exekution.


Um die ungebetenen Gäste wieder los zu werden, blieb den Bauern nichts übrig, als die geforderten Arbeiten zu verrichten. Als nun auch die Oelsener und Klein Briesener Untertanen zu den Zwangsdiensten bei der Schneidemühle herangezogen werden sollten, weigerten sich die Schulzen dieser beiden Dörfer ganz entschieden, den Bauern die neue Frohndienste mitzuteilen. Ja der Klein Briesener Schulze äußerte gar, das er es nicht tun würde, selbst wenn man ihn an der Galgen brächte. Amtsrat Hubert empfahl darauf die nachdrücklichste Bestrafung der Widerspenstigen.

 

Infolge der schlecht bezahlten Zwangsarbeit in Verbindung mit besseren Holzpreisen warf die Schneidemühle nun einen Reingewinn von 300 Talern jährlich ab. Der Betrieb war damit wieder ganz auf den Absatz nach Berlin eingestellt. Die dortigen Tischler kauften gern die Friedländer Bretter, da sie sich durch reine und feinadrig Beschaffenheit ausgezeichneten. Der Verkauf gestaltete sich aber reichlich schwerfällig weil vor jedem Verkauf erst die Genehmigung der Ordensbehörde eingeholt werden musste. Zur Zeit der Einziehung der Ordensgüter bestand das Unternehmen aus der Schneidemühle selbst, der Ölpresse, dem Wohnhaus, einer Scheune und dem Stall. Die Aufsicht führte der Dammendorfer Oberförster gemeinsam mit dem Amtsmann zu Friedland.

Die Janckemühle nach oben

Am demselben Fließ wie die Schneidemühle (Walkemühle), nur wenige Meter weiter, lag die Janckemühle. Um das Jahr 1600 schaltete und waltete hier der Müller Christof Janigke. Als er dann "eines unvorherlichen Todes starb", setzte seine Frau Regina das Werk tapfer fort, um es ihren Kindern zu erhalten. Die Jahre gingen hin.

 

Die beiden Töchter heirateten nach Beeskow und Friedland. Der älteste Sohn Martin wuchs heran und lernte seines Vaters Gewerbe. Am 16. Februar 1615 hielt die gesamte Familie in der Mühle eine Zusammenkunft um die Erbschaft zu teilen. Martin übernahm die Mühle mit Zubehör. Die Geschwister wurden mit Geldsummen von 50 / 90 Talern abgefunden die der junge Müller in jährlichen Raten von 12 Talern zu tilgen versprach. Beim Tode der Mutter sollten die Schwestern überdies noch das zinnerne und kupferne Gerät erhalten. Die beiden größten Gefäße und der Fischkessel aber mußten nach alter Überlieferung beim Hause bleiben. Nachdem man sich so zu allseitiger Zufriedenheit geeinigt hatte, übergab man unter vielen Glückwünschen dem Ältesten die väterliche Mühle.

 

Zwei und einhalb Jahrzehnt saß Martin auf seinem Erbteil. Längst war er verheiratet und hatte Kinder, die im Mühlenfließ und auf dem Oelsener See den flinken Fischen nachstellten. Der Jancke Müller war wohlhabend. 200 Schafe durfte er weiden Iassen, seine Felder trugen ausreichende Nahrung für seine Familie.


Während draußen in der Welt der "deutsche Krieg" tobte fühlte man sich in der märchenhaften Abgeschlossenheit der Mühle sicher. Hin und wider kam Kunde von der Besetzung Friedlands durch sächsische Truppen hierher. Flüchtlinge wußten von den Ausschreitungen anderer Völker zu erzählen.

 

1628 mußte der Müller tief in die Tasche greifen und dem Amt seinem Beitrag entrichten für den Unterhalt kaiserlicher Söldner, die trotz Zahlungen nach Herzenslust plünderten. Bald darauf hieß es, für die Soldaten des Regiments Kehraus die Spargroschen hervorzuholen. Auf diese Weise ging es jahraus und jahrein. 1639, als der kaiserliche General Galles mit seinen Völkern durch die Gegend marschierte, fanden einige Marodeure auch den Weg zur abgelegenen Jancke Mühle. Geld forderten sie vom Müller und als er ihnen nicht genug geben konnte, steckten sie Ihn in den heißen Backofen. Nach einer Weile zogen sie den halbtoten Mann wieder heraus und quälten ihn auf wahrhaft teuflische Weise. Nach Abzug der Unholde schafften ihn seine Angehörigen nach Beeskow, wo er bald darauf an den Folgen der Mißhandlungen starb.


Von 1639 - 1644 stand die nun öde und verlassen, denn den Müllersleuten war die Lust zur Rückkehr vergangen. Dann befahl der schwedische Oberst Wittkopf, der damals das Amt besetzt hielt, dass die Mahlmühle abgerissen und an ihrer Stelle eine Schneidemühle errichtet würde.

 

Nach Abzug der Schweden gab es viele wüste Güter, aber wenige Leute im Amt. Man forderte daher von den Kanzeln herab die verlaufenden Untertanen zur Rückkehr auf. Dieser und jener fand sich dann auch wieder ein. Die Erben des Jancke Müller meldeten sich erst 1666. Traurig sah die Mühle damals aus. Die Gebäude lagen völlig in Trümmern, der Weinberg, der dem früheren Besitzer 50 - 60 Taler im Jahre eingebracht hatte, war vergangen, Bäume wuchsen auf den Feldern. Ja, auf 4 Äckern war der Wald schon so dicht, dass das Amt sie zur Amtsheide zuschlug.

 

Die Natur schien den Menschen von diesem Fleckchen Erde verdrängt zu haben. Überdies lasteten für die vergangenen Jahrzehnte über 500 Taler rückständige Steuern und außerdem noch beträchtliche Getreideabgaben auf der Mühle, die den Wert des Grundstückes um das Dreifache überstiegen. Da verzichteten die Erben lieber auf ihr Erbteil. Die Tiere des Waldes, die sich hier eingenistet hatten, behaupteten noch mehrere Jahre das Feld. Fast gab das Amt die Hoffnung auf, je einen Käufer für die trostlose Hinterlassenschaft zu finden. Da meldete sich 1675 Meister Balzer Wersicke aus Fürstenberg. Er bot 250 Taler für den Platz. Davon wollte er sogleich 50 Taler erlegen. Für den Bau einer neuen Schneidemühle, die er zu errichten versprach, rechnete man ihm 90 Taler an. Den Rest sollte er in jährlichen Raten von 20 Talern tilgen. Zum Bau der Schneidemühle und der Mahlmühle, sowie der sonstigen Gebäude lieferte man ihm das Holz aus der Amtsheide umsonst. Zur Mahlmühle wurden ihm die Bewohner der Dörfer Chossewitz, Klein Briesen und Dammendorf zugewiesen. Um ihm den Anfang zu erleichtern, war er auf 8 Jahre von allen Abgaben befreit.


Baltzer Wernicke setzte nun die Jancke Mühle wieder instand. Die Bretter, die auf der Schneidemühle geschnitten wurden, ließ er nach Beeskow bringen, von wo sie nach Berlin geflößt wurden. 1702 übergab er die Mühle seinem Sohn Gottfried. Dieser verkaufte sie 1732 an seinen Schwiegersohn Christian Hoyn. 1811 saß Friedrich Hoene auf der Janckemühle.

Die Klingemühle nach oben

Die dritte Mühle die das Wasser des kleinen Fließes trieb, war die Klinge Mühle. Auch sie kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon vor 400 Jahren wird sie erwähnt. Zur Zeit als der Dreißigjährige Krieg begann, lebte Matheus Klingemöller auf der Mühle. Nach seinem Tode heiratete die Witwe den Müller Hans Kohl. Auf 20 Jahre sprach das Amt ihm die Nutzung der Klingemühle zu. Nach Ablauf dieser Zeit aber sollte der Sohn des vorigen Besitzers das Väterliche Erbe antreten. Die Kroaten, die in den 1630-er Jahren ihren Weg hierher fanden, machten einen Strich durch die Rechnung. Sie raubten die Mühle aus und schlugen den Müller kurzerhand tot. Nun heiratete die Müllerin in dritter Ehe Hans Below, dem die am 14.Oktober 1635 erblich übergeben wurde. Jahraus und jahrein waren in der folgenden Kriegszeit Söldner aller Herren Länder in der Mühle zu Gast. Sie durchstachen die Dämme, fischten den Mühlenteich leer und ließen mitgehen, was nicht niet - und nagelfest war.


Längst war der Müllerin Sohn aus erster Ehe dem lockenden Ruf der Werbetrommel gefolgt und ließ nie wieder etwas von sich hören. Schließlich ging auch der Müller Below heimlich auf davon und übernahm seines Vaters Schulzengut in Klein Muckrow. Die betagte Müllerin hätte Hungers sterben können, wenn sich der Amtsschreiber Knappe aus Friedland nicht ihrer erbarmt und sie mit Lebensnotwendigkeiten versehen hätte. Aus Dankbarkeit übergab sie ihm 1639 die Mühle. Er versprach, für sie bis an ihr Lebensende zu sorgen und sie einst christlichen begraben zu lassen. Sollte der verschollene Sohn wieder Erwarten aus dem Kriege heimkehren, so wollte ihm Knappe mit 100 Talern abfinden.


Knappe hatte keine reine Freude an seinem neu erstandenem Besitztum. Kaum hatte er Gebäude und Damm notdürftig ausgebessert, da statteten ihm die Schweden einen Besuch ab. Sie durchstachen den Damm und richteten an den Gebäuden großen Schaden an.
Genau 40 Jahre später erwarb David Ohnesorg die Klingemühle für 400 Taler. In seiner Familie vererbte sie sich durch 3 Generationen. Zu ihrer Zeit herrschte reger Betrieb auf der Mühle. Die Bewohner von Groß / und Klein Muckrow mussten Ihr Getreide hier malen lassen. Nur wenn der Wasserstand so niedrig war, dass 3 Tage hintereinander nicht gemahlen werden konnte, durften sie Ihr Getreide in die Amtsmühle nach Friedland bringen. Neben dem stattlichen Wohnhauses entstand ein Wirtschaftsgebäude nach dem anderen und zeugte von der Wohlhabenheit der Besitzer. Außer der Müllerei wurden Ackerbau und Viehzucht betrieben. 200 Schafe durfte der Klingemüller in der Amtsheide hüten. Auch hatte er das Recht, seinen Schweine zur Eichelmast auf den Acker bei der Mühle zu treiben. Dafür musste jährlich 1 Schwein in die Küche des Amtes geliefert werden. Auch musste er einen Jagdhund "ausfüttern", so oft ihm die Herrschaft einen zuschickte. Den Mühlenteich durfte er befischen, jedoch beileibe keinen Kahn halten. Waren seine Gebäude schadhaft, so lieferte das Ordensamt das Bauholz zum halben Tax-wert. Dafür aber musste der Müller für die Herrschaft weite Fuhren fahren, die ihn bis Stettin oder gar nach Prag führen konnten.


Da sich das sehr störend auf seinen Betrieb bemerkbar machte, löste er die Verpflichtung im 17. Jahrhundert durch alljährliche Zahlungen von 11 Talern ab. Von nun an brachte er die Herrschaft nur noch 2 Fuder Heu von den Ziltendorfer Wiesen in das Amts-Vorwerk. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wandte sich das Glück von der Klingemühle. Am 3. September 1755 brannten die Wohngebäude, Ställe und Scheune mit allen Vorräten, 3 Pferden und 8 Stück Rindvieh ab. Auch 200 Taler Bargeld und der Hausrat gingen in den Flammen auf. Mutig schritt der Besitzer an den Wiederaufbau. Bald aber kam die schwere Zeit des Siebenjährigen Krieges. Da holten sich 1759 die Russen 2 Wagen, das Handwerkszeug und die Kleider. Ja selbst die Blechlöffel, die Schüsseln und 1 Plätteisen verschmähten sie nicht. Auf dem Marsch nach Berlin plünderten russischen Truppen abermals die Klingemühle aus. Einen Teil das Viehbestandes holten sich 1760 preußische Truppen. Alles in allem erlitt unser Müller 1.345 Taler Kriegsschaden. Er hinterließ bei seinem Tode ein stark verschuldetes Anwesen. Johann Gottfried Kapke heiratete die Witwe und kam so in den Besitz der Mühle. Ende des 18. Jahrhunderts war ein gewisser Schmettow Besitzer der Klingemühle. Der sie 1803 an Christian Richter verkaufte. Im Kriege 1806/07 erlitt er großen Schaden, den er auf 3.000 Taler bezifferte. Zudem mußte er die Gebäude neu errichten, da sie arg verfallen waren. Ein Herr Richter saß auf der Mühle als 1811 das Ordensamt aufgehoben wurde.

Die Zunftregeln der Friedländer Müllerinnung nach oben

In frühester Zeit hielten sich die Müller des Amtes Friedland zu den Innungen der benachbarten Städte. Am 28. Oktober 1701 wurde ihnen das Zunftrecht verliehen. In 45 Innungsartikeln sind sorgsam die Pflichten und Rechte der Müller des Amtes verzeichnet. Diese Artikel wurden in der Amtsmühle zu Friedland aufbewahrt. Hier befanden sich auch das Siegel und die Lade und hier war auch alle ¼ Jahre Versammlung des Gewerkes.

 

Wer Meister werden wollte, hatte hierher seinen Antrag zu stellen unter Beifügung des Geburts- und des Lehrbriefes, sowie Zeugnisse über seine Wanderschaft. Zwei Lehrjahre und 4 Wanderjahre musste der zukünftige Meister durchmachen. Neben dem "Mahlmüller-Werk" musste er im Grund? und Wasserbau erfahren sein. Einen Riss von einer Schleuse und einer Mahlarche, sowie den Grundriss einer Mühle galt es anzufertigen, ehe das ehrsame Gewerk den Gesellen zum Meister zuließ. Diese Künste lernte man bei einem Zimmermann. Die jedes Jahr vom Gewerk gewählten Altmeister hielten auf Gottesfurcht, Zucht und Ordnung, sowie auf Beachtung aller alten Gebräuche, damit dem Friedländer Mühlen Gewerke keine üble Nachrede im Lande entstünde.

Die Voigtsmühle nach oben

Sehr alt ist auch die Voigtsmühle am Samgasefließ. Der Niewischer Pfarrer Matthias Krüger, der vorher Kantor zu Calau gewesen war und der (nach einem Bericht im Niewischer Kirchenbuch) "mehr der "Rosstäuscherei, als des Predigtstuhls abgewartet", brachte dadurch soviel zusammen, dass er "eine eigene Mühle, genannt Voigtsmühle erkaufet". Um 1622 wurde er ein "Meister Malzmüller". Erwähnt wird die Voigtsmühle bereits 1601 auf einem losen Blatt der Niewischer Kirchenrechnungen.

 

1645 besaß Hans Krüger, 1680 Mathias Krüger diese Mühle, wahrscheinlich Sohn und Enkel jenes "Rosstäuschers". 1841 ist die Voigtsmühle abgebrannt und seit dieser Zeit mehrmals an andere Familie übergegangen.


Die Voigtsmühle wurde 1992 an die hinterbliebene Erbin Helene Pfeiffer zurückübertragen und 1993 von einer Architekten- und Ingenieursgruppe erworben. Deren Projekt, den Mühlenhof mit dem sich dahinter erstreckenden Mühltal zu einem großen Ferienpark auszubauen, gelang nicht zur Ausführung.

 

Stattdessen ging die Voigtsmühle 1999 in den Besitz von Dr. Sieghard Asmus über, der das Mühlengebäude über dem Natursteinmauerwerk äußerlich im Stile einer Landhausvilla für eine noch nicht genau definierte künftige Nutzung neu aufgebaut hat.

Die Wuggelmühle nach oben

Die ältesten Nachrichten über Mühlen bei Friedland finden sich im Stadtbuch von 1406, dass leider nicht mehr vorhanden, sondern nur aus einer in das Privileg vom 8.April 1662 übernommenen Abschrift bekannt ist. Da das "Pucherholz" nach der Grenzbeschreibung von 1406 in der Nähe des Paddenmühlenteiches lag, ist wahrscheinlich "Paddenmüller" und "Puchermüller" dasselbe, und zwar dürften beide Ausdrücke auf die heutige Wuggelmühle südlich der Stadt beziehen, deren Name 1406 nicht vorkommt, sondern erst im Privileg 1666, wo wiederum der "Paddenmüller" bzw. der "Puchermüller" fehlt. Statt Wuggelmühle steht in alten Akten und im alten Kirchebuch oft "Huggelmühle" Die erste Nachricht über die Wuggelmühle führt uns in eine schreckliche Zeit zurück.

 

Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, am 03.März 1644, wurde in Niewisch "Meister Jakob Biglizes aus der Wuggelmühle Söhnlein, so sonst nach Friedland gehörig, aber wegen Unsicherheit sich zu Möllen aufgehalten, getaufet". Zwei Jahre später scheint die Sicherheit wieder hergestellt worden zu sein; denn 1646 lässt er in Friedland eine Tochter taufen. 1652 ist in Friedland "Gottfried Henning, der Wuggelmüller" Pate. Diese Familie blieb rund 200 Jahre im Besitz der Mühle. 1836 ist darauf ein Mühlenmeister Jacky. 1873 erwarb sie Friedrich Witte. Gegenwärtiger Besitzer seit 1885 Hensel, der seit 1890 neben der Mühle mehrere Karpfenteiche anlegte. Müllermeister Hensel erkannte frühzeitig, dass neben dem Müllerhandwerk auch mit der Fischerei etwas Geld dazuzuverdienen war.

 

So kaufte er sich von den Fischern der Umgebung Setzlinge und fütterte sie in seinen Teichen. Dann ließ er im Herbst die Teiche ab oder fischte sie mit Hilfe der Fischer ab. Er betrieb dieses Geschäft mehr als Hobby und führ den Verzehr in Familie und Bekanntenkreis. Im Jahr 1933 verstarb der Müllermeister Hensel und vererbte die Mühle und den Hof an seinen Enkelsohn Reinhold Miersch. Dieser betrieb die Mühle im Sinne seines Großvaters weiter und hatte bis in das Jahr 1951 Freude an der Müllerei und seinem Mühlenhof. Er mahlte das Korn für die Bauern und Bäckereien der umliegenden Ortschaften. Von Lieberose, aber auch von Fürstenwalde kamen seine Kunden. Das Jahr 1951 sollte für die Familie Miersch ein trauriges Kapitel schreiben.

 

Man verhaftete den Müllermeister Reinhold Miersch direkt am Arbeitsplatz und brachte ihn in Untersuchungshaft mit der Begründung "Verdacht auf Wirtschaftsvergehen". Der Ehefrau wurde angedroht: "Und Euch jagen wir vom Mühlenhof". Auf Anordnung des damaligen Bürgermeisters wurde das gesamte technische Inventar demontiert und wahrscheinlich verkauft. So verlor die Familie den Besitz. Die Mühle wurde nicht mehr genutzt, die Teiche durch die Binnenfischerei nutzte die Immobilie und die Teiche bis in die Wendezeit. Weiterhin wurde die Scheune jahrelang als Lager des "Konsument Warenhauses Frankfurt (Oder) genutzt Im Juli 1992 erfolgte der Beschluss zur Aufhebung der Verurteilung und Enteignung von 1951 und die anschließende Rückübertragung an die Familie Miersch. 1999 wurde die Wuggelmühle an die heutigen Besitzer Herr Janke und Herr Meng verkauft, die darauf einen privaten Fischereibetrieb und den "Angelpark Wuggelmühle" aufbauten.