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Sagen aus der Stadt Friedland selbst

Die weiße Frau auf der Friedländer Burg

Wie fasst überall bei Schlössern und Burgen gehört auch zur Friedländer Burg eine Sage von der weißen Dame oder weißen Frau.
Die Tochter eines Burgbesitzers war sehr schön, aber auch sehr stolz. Sie war das einzige Kind ihres alten Vaters. Ritter wollten sie freien alle aber waren ihr nicht recht. Als ihr Vater auf dem Sterbebette lag verfluchte er seine Tochter weil sie nicht heiraten wollte und die Burg deshalb ohne Erben blieb.
Die Verfluchte verschwand schon vor dem Tode ihres Vaters. Seither wandert sie in den Vollmondnächten ruhelos auf den Burgmauern auf und ab, ja auch auf dem Schlossgang war sie schon zu sehen. Sie schreitet auf vorübergehende Männer zu und verfolgt sie. Dabei spricht sie kein Wort. Der Mann darf sie nicht anreden, auch nicht fluchen oder nach ihr werfen oder schlagen.
Still muss er seines Weges gehen, ohne sie anzusehen oder sich nach ihr umzusehen. Sonst springt ihm die weiße Dame auf den Rücken und würgt ihn.

Die weiße Frau

Alter Friedländer Osterbrauch

Wenn man von Friedland nach Leißnitz geht, sieht man vor dem Hohlweg linker Hand einen nach dem Orte fließenden Quell. Diesem Wasser wurde in früheren Zeiten eine heilende Wirkung nachgesagt. Besonders in der Osternacht und am Ostermorgen, wenn die Ostersonne ihre drei Freudensprünge macht, tat sich diese Heilkraft in gesteigertem Maße kund.

 

Das war weit bekannt, und so kamen da am Abend vor Ostern viele mit allerlei Krankheiten und Leiden behaftete Leute zu diesem Quell zu Wagen und zu Fuß, manche hinkten am Stecke, andere gingen tief zur Erde gebückt, weil sie nicht imstande waren, sich aufzurichten. Sie entkleideten sich und tauchten in das heilsame Wasser hinein, oder wuschen sich damit. Die alten Kleider aber zogen sie nicht wieder an. Die hängten sie auf den Dornenstrauch am Quell, Dort mussten sie hängen, bis Wind und Wetter ihre Zerstörungsarbeit daran verrichtet hatten und ein Fetzen nach dem anderen davonflog. Neue Kleider zogen die bis dahin Kranken an. Der alte kranke Mensch sollte ja dort im Wasser bleiben und wegfließen. Sie waren neue gesunde Menschen geworden.

 

Ob der Weg zum Quell sich wirklich lohnte? Wer will es heut entscheiden. Fast möchte man es bejahen; denn wenn wirklich niemand geheilt worden wäre, wären doch nicht alljährlich immer wieder viele Leute gekommen. In späteren Jahren wurde die Quelle eingemauert. Jahraus und jahrein holten viele Friedländer das gute Wasser für Mensch und Vieh. Krankheiten konnte die Quelle nun nicht mehr heilen.

 

In der Osternacht hatte das Wasser aber noch fast bis in unser Tage Wunderkräfte. Die Jungfrauen das Ortes holten in dieser Nacht mit Kannen und Eimern Quellwasser, um sich am Ostermorgen damit zu waschen. Davon wurden sie sehr schön. Es half aber nur zur Schönheit, wenn kein Tropfen unterwegs verschüttet wurde und kein Wort über die Zunge kam und man auch fest an die Schönheit glaubte.

 

Heute geht niemand mehr nach Osterwasser. Die Quelle aber plätschert noch leise und nur die Sage berichtet von alter Zeit - in der die Jungfrauen nicht so alt waren wie heut!